Hallo alle zusammen, herzlich willkommen zu meinem Business-Tagebuch!
Naja, Spaß beiseite. Denn wenn thx bye für mich in diesem ersten Jahr eines nicht war, dann ein „Business“.
Jetzt denkt der eine oder andere vielleicht: „Hä, aber du verkaufst doch eine Dienstleistung?“, worauf ich dann gleich kontern muss: Ja, aber eigentlich „verkaufe“ ich in erster Linie eine Haltung und meine Persönlichkeit. Und ich glaube, damit sind wir schon direkt bei den Stärken und Schwächen von meiner Kündigungsberatung thx bye angelangt.
Zurück zum Anfang: einfach mal loslegen
Thx bye ist im Januar 2023 gestartet, als es noch nicht einmal diese Homepage gab. Ich habe einen Insta-Account aufgesetzt, mein Angebot beschrieben, ein paar Präsen vorbereitet und einen Calendly-Link in die Bio gesetzt. Zack, fertig.
Richtig Start-Up und so. Erstmal loslegen und dann weiterschauen. Diese Strategie finde ich nach wie vor: gut. Hätte ich ewig gewartet, bis alles „perfekt“ ist, wäre die Kündigungsberatung thx bye vermutlich immer noch eine rohe Idee in meinem Kopf.
Kündigungsberatung: Die Sache mit den Intro Calls
Nachdem das Ding draußen war, hatte ich logischerweise einige Intro-Calls. Um nicht zu sagen: sehr, sehr viele Intro-Calls. Ich habe nicht nachgezählt, aber es müssen um die fünfzehn Calls in sechs Wochen gewesen sein, die ich geführt habe.
Nur ein Bruchteil der Leads hat sich hinterher wirklich für eine kürzere oder längere Beratung entschieden, was mich schon ein wenig frustriert hat.
Vor allem, weil ich mir bei den Intro-Calls viel Mühe gegeben habe.
Hinterher nicht einmal eine Absage zu bekommen, empfand ich dann schon etwas frech. Schließlich haben sie ein Stück meiner Lebenszeit bekommen. Auch extrem nervig: Leute, die sagen, sie finden deine Idee ja sooo toll, aber aber aber. Heiße Luft, leere Worte.
- Lag’s an mir als Person?
- Lag’s am Preis? (ab 110 Euro)
- Am Fakt, dass Leute gerne schauen, ohne zu kaufen?
Die Intro-Call-Strategie habe ich inzwischen ein wenig abgewandelt. Ich mache nur noch Intro-Calls, nachdem mir die Person einen Fragebogen schriftlich ausgefüllt und zurückgeschickt hat. Menschen, denen das zu viel ist, werden sich ohnehin nicht für eine zeitaufwändige Beratung mit Commitment entscheiden. Diese Strategie funktioniert bisher: gut.
Kündigungsberatung: Die Sache mit der emotionalen Arbeit
Die Klientinnen, von denen ich schließlich eine Zusage bekommen habe, waren dafür umso besser. Meine allererste Klientin ist inzwischen eine Brieffreundin von mir, mit manch anderen bin ich freundschaftlich via Insta connected, wir folgen uns gegenseitig und supporten uns.
Ich hatte super viele schöne Stunden vor dem Computer, in denen ich nicht das Gefühl hatte, zu „arbeiten“, sondern einfach … Beistand zu leisten, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam an Ideen für eine gerechtere Welt zu glauben.
Das im Nachhinein feststellen zu können, ist wirklich ein schönes Gefühl, denn – um das nochmal zu betonen – meine Kündigungsberatung thx bye ist für mich kein klassisches „Business“, sondern ein Beziehungs-Konstrukt, in dem ich anderen Menschen zuhöre und mich ihnen auch im Gegenzug öffne. Also: etwas sehr Privates, Intimes.
Was ich vielleicht ein bisschen unterschätzt habe, ist meine allgemeine Kapazität für emotionale Arbeit pro Monat. Denn so eine Beratung ist nicht nur stupides Runterrattern von arbeitsrechtlichen Fakten. Ich muss empathisch auf mein Gegenüber eingehen, mir die Lebensumstände anhören, passende Fragen stellen, die weder zu lasch, noch zu streng sein sollten.
Ich darf mich nicht zu sehr einmischen, soll aber schon meine Meinung sagen und die andere Person in ihren Entscheidungen unterstützen, wie auch immer die am Ende aussehen mag. Denn nicht jede Beratung endet in einer Kündigung.
Hard Fact: Abbruchquote
Um zur Frage aus der Artikelüberschrift zu kommen: Insgesamt hatte ich in 12 Monaten 12 Klienten. Während einer laufenden Kündigungs-Beratung ist es nur einmal passiert, dass eine letzte Einheit nicht in Anspruch genommen wurde. Die Person hat sich keinen weiteren Termin mehr eingetragen, und irgendwann ist der Anspruch auf diese letzte Einheit schließlich verfallen. Ich habe das vertraglich so geregelt, dass gebuchte Stunden nur in einem bestimmten Zeitraum genommen werden können.
Alle anderen Beratungen wurden zu Ende geführt. Na schau! Damit bin ich insgesamt recht zufrieden. Trotzdem habe ich mich manchmal hinterher gefragt:
- Hast du der Person konstant ein gutes Gefühl gegeben?
- Hast du alles für die Person rausgeholt?
- Wie hätte die Stunde noch besser laufen können?
In Zukunft sollte ich wohl einen Evaluationsbogen erstellen und für den Feedback-Prozess aussenden.
Hard Fact: Kündigungsquote
Meines Wissens haben 10 der 12 Klienten gekündigt. Das ergibt eine Kündigungsquote von 83 % – was ich ehrlich gesagt ganz gut finde! Schließlich habe ich thx bye gegründet, damit dein Kopf wieder dir gehört. Dennoch kann es auch mal vorkommen, dass sich eine Kündigung im Laufe der Beratung zum aktuellen Zeitpunkt als falsch herausstellt. Auch das ist ein Ergebnis.
Lust vs. Kapazität: Sollte ich mehr Zeit in thx bye investieren?
Wie die meisten wissen, bin ich in meinem „Erstberuf“ immer noch Autorin und ich habe auch weiterhin vor, das zu bleiben. Im Jahr 2024 kommen zwei Bücher von mir raus, und ich habe noch zwei andere Buchprojekte vor mir, die geschrieben werden müssen.
Sprich, ich habe neben den Büchern, Lesungen, dem Blog und unserem Podcast „The Bleeding Overachiever“ nur begrenzt Kapazitäten für die Kündigungsberatung thx bye, obwohl ich natürülich auch hier gerne über brisante Themen wie zum Beispiel das vielgefürchtete Arbeitszeugnis schreibe.
Das war mir zwar theoretisch von Anfang an klar, hatte aber im Laufe des Jahres praktisch doch mehr Einfluss auf meine Beratungen, als angenommen. Im November und Dezember musste ich sogar ganz pausieren, weil meine Kapazitäten bei 0 lagen.
Manchmal frage ich mich, wie thx bye aussehen würde, wenn ich mich der Sache Vollzeit widmen würde. Ob ich auf Konferenzen sprechen würde, oder auf Firmen-Events. Ich sehe schon den Talk: „Warum jede Kündigung 1 wichtiges Learning für Ihr Unternehmen ist!“ oder so lol.
Ich frage mich, ob ich mich mit mehr Zeit zusätzlich zu thx bye als Freelance HR-lerin versuchen würde. Denn durch meine Erfahrungen als Deutschlands erste Kündigungsberaterin (klingt wie ausgedacht, oder) weiß ich inzwischen sehr gut darüber Bescheid, was ein gutes Offboarding ausmacht, welche Fehler Führungskräfte regelmäßig machen und warum Angestellte final die Flinte ins Korn werfen. Ich habe never ending Gespräche rund um das Themen Aufhören, Sabotieren, Verhandeln und Kündigen geführt und kann ganz gut mit Menschen – würde ich behaupten.
Kündigungsberatung Ausblick: Wie geht es weiter?
Obwohl ich thx bye nicht Vollzeit mache, möchte ich nicht aufhören. Ich würde gerne ungefähr genauso viele Beratungen machen, wie letztes Jahr: 12 Klienten, 12 Monate. 15 Klienten, 12 Monate wäre auch in Ordnung.
Ich strebe kein Wachstum auf Teufel komm raus an, sondern möchte den Ort weiterhin als emotionales Auffangbecken für jene beibehalten, die Hilfe beim Kündigen brauchen.
Was ich definitiv weniger machen möchte, ist, Anwältin zu spielen – denn, Funfact, ich bin keine. Ich kann weder Abfindungen mit dem Arbeitgeber verhandeln, noch vor Gericht vertreten.
Bei sehr komplexen Fällen mit langer Betriebszugehörigkeit muss ich deshalb vermutlich in Zukunft an eine Anwältin verweisen und klar betonen, dass es bei thx bye mehr um die emotionale und strategische Seite einer Kündigung geht, und nicht um die rechtliche. Für Rechtsstreitigkeiten sind die Gerichte zuständig. Und spätestens da sag ich: thx bye.
Auf ein Neues!
Happy 2024.