„Okay. Und was ist der wahre Grund, warum du noch nicht gegangen bist?“, frage ich meine Klientin und die Antwort überrascht mich wenig.
„Ich glaube, ich habe tief in mir drinnen noch die Hoffnung, dass sich etwas verändert.“
Da ist er. Der Satz, den wir alle schon mindestens einmal gehört, oder selbst gesagt haben.
Egal, ob es sich um eine Liebesbeziehung oder die Beziehung zur eigenen Chefin handelt: Wir scheinen als Spezies darauf trainiert zu sein, nicht gleich das Handtuch zu werfen, wenn es schwierig wird. Sogar im Gegenteil, uns nochmal extra hart ins Zeug zu legen, um eine eigentlich ausweglose Situation aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Als ob wir irgendwie unfähig wären, wahrhaftig zu erkennen, was uns da seit geraumer Zeit geschieht.
Wir glauben, dass wir nur noch dieses eine Gespräch führen müssen, um unsere Sicht der Dinge zu schildern – und dafür Anerkennung zu erhalten. Wir glauben, dass wir nur noch dieses eine Gespräch brauchen, um bessere Argumente vorzutragen, um uns noch einmal so zu präsentieren, wie wir gerne von unserem Gegenüber gesehen werden würden.
Was also machen, wenn sich die Kündigung zum aktuellen Zeitpunkt falsch anfühlt?
Jegliche noch existente Hoffnung killen. Killing hope ist eine Methode, die für alle geeignet ist, die sich abends vor dem Schlafengehen gerne die „Was wäre wenn“-Frage stellen. Und sie geht so:
Schreibe dir alle Punkte auf, bei denen du noch Hoffnung hegst. Das kann eine unternehmensinterne Re-Organisation sein, ein möglicher Abteilungswechsel oder die plötzliche Versöhnung mit deiner toxischen Chefin, die dir seit Monaten das Gefühl gibt, nicht genug zu leisten.
Setze dir dann eine Deadline, bis wann du jeden der einzelnen Punkte „erledigt“ haben möchtest. Und mit erledigt meine ich, eine Antwort auf deine Frage zu haben.
Beispiel? Okay.
- Ich habe Hoffnung, dass ich intern in eine andere Abteilung wechseln kann.
- Ich habe Hoffnung, dass ich von 80 auf 60 Prozent heruntergehen kann.
- Ich habe Hoffnung, dass ich mit meiner Chefin einen guten Abend verbringe, wo wir uns als Menschen kennenlernen können.
Für jede Hoffnung setzt du dir eine Deadline.
Das sieht dann so aus.
- Bis zum 23.12 weiß ich, ob ich intern in eine andere Abteilung wechseln kann.
- Bis zum 23.12 weiß ich, dass ich von 80 auf 60 Prozent heruntergehen kann.
- Am Dienstag frage ich, ob ich mit meiner Chefin einen Abend verbringen kann, wo wir uns als Menschen kennenlernen können.
Ziel ist es, die Kontrolle über deine vermeintlich ausweglose Limbo-Situation zurückzugewinnen, indem du selbst aktiv wirst und nicht passiv abwartest. Denn, ganz ehrlich: Da kannst du theoretisch ewig warten.
Ist die Deadline abgelaufen, ohne, dass deine Hoffnung in Erfüllung ging, hast du deine Hoffnung getötet. Killing hope par excellence. Bravo!
Wenn du keine Hoffnung mehr hast, warum dann noch bleiben?
Du hast alles getan, was in deiner Macht stand.
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