Kategorien
kündigen

Darum hört sich ein “Du bist so mutig” nach der Kündigung fake an

Da ist er also, dein Kündigungsmoment. Du hast den Schritt gewagt. Viele Gespräche geführt. Die Kollegen informiert. Und plötzlich sagen Leute Dinge zu dir wie:

„Boah, du bist so mutig!!“

Erster Impuls: Danke? Zweiter Impuls: Hä?

Was genau meinen sie jetzt? Und warum klingt es manchmal gar nicht nach Kompliment, sondern eher wie: „Ich würde mich das ja nie trauen“ – mit einem Unterton irgendwo zwischen Verwunderung, Skepsis und leichtem Neid.

Spoiler: Genau das ist es meistens auch. Denn hinter dem „Du bist so mutig!!“ steckt oft mehr Wahrheit über die andere Person drin, als über dich. Es sagt:

  • Ich bin zu feige, um das zu tun.
  • Ich hab mich längst innerlich verabschiedet, aber ich trau mich nicht zu gehen.
  • Ich beneide dich ein bisschen, weil du deinen Weg gehst.

Und genau deshalb fühlt sich das Lob manchmal fake an. Wie ein Schulterklopfer mit Fragezeichen. Oder wie ein Kompliment, das nicht ganz ernst gemeint ist.

Lust auf Gedankenaustausch rund um Jobwechsel, Kündigung und den ganzen Mindfuck dazwischen? Dann meld dich für eine 1:1 Beratung bei mir. Ich freu mich über Austausch.

Wenn du magst, kannst du einfach „Danke“ sagen und innerlich die Augen rollen. Oder du nutzt die Gelegenheit, um Klarheit zu schaffen – für dich, aber auch für die Person, die es gesagt hat. Hier ein paar Konter, zwischen charmant, ehrlich und ein bisschen spicy:

„Mutig, weiß ich nicht – aber ehrlich war’s.“

Du stellst klar: Deine Kündigung war eine konsequente Entscheidung. Und ja, sie hat Kraft gekostet, aber sie war überfällig.

„Oder einfach nur müde genug, um zu gehen.“

Für alle, die wissen, wie es sich anfühlt, wenn die Energie jeden Montagmorgen im Fahrstuhl stecken bleibt. Manchmal ist Aufgeben einfach der Anfang von Selbstfürsorge.

„Mut fängt ja oft da an, wo die Angst größer ist, zu bleiben.“

Gegenangriff, aber nett verpackt. Und vielleicht regt es ja sogar zum Nachdenken an.

„Ich find’s mutiger, sich selbst zu belügen – das konnte ich irgendwann nicht mehr.“

Für Fortgeschrittene. Passt gut, wenn du innerlich schon abgeschlossen hast und keine Lust mehr hast, dich kleinzureden.

„Ich hatte einfach keinen Bock mehr auf Bullshit. Das ist alles.“

Klingt platt. Ist aber oft die Wahrheit. Bürokratischer Wahnsinn, Führungskraft von gestern, sinnlose Reports – da braucht’s nicht mal einen Shitstorm.

„Vielleicht war’s auch einfach nur der erste Schritt zu mir selbst zurück.“

Für die, die’s ein bisschen emotionaler mögen. Und ganz ehrlich? Der Satz darf auch in eine Abschiedsmail an Kollegen rein.

„Oder: Ich hab mir erlaubt, mir selbst zu glauben.“

Passt, wenn du dich lange verbogen hast. Wenn du jahrelang über deine eigenen Grenzen gegangen bist. Und wenn jetzt einfach Schluss ist mit „Augen zu und durch“.

Wichtig ist: Du musst überhaupt nichts kontern. Du darfst den Satz auch einfach da lassen, wo er hingehört – im Raum. Aber wenn du Lust hast, ihn zu nutzen, als kleinen Türöffner, als Micro-Statement für deinen Weg: Nur zu.

Lust auf mehr Gedanken rund um Jobwechsel, Kündigung und den ganzen Mindfuck dazwischen? Dann meld dich für eine 1:1 Beratung bei mir. Ich freu mich über Austausch.

Übrigens: In meinem Buch „Potenziell furchtbare Tage“ (Haymon) schreibe ich über die Scham rund ums Thema Kündigen, und was wir gewinnen, wenn wir uns endlich trauen, zu gehen.

Foto von Annika K

Von Bianca Jankovska

Bianca Jankovska ist Kommunikationswissenschaftlerin und Wirtschaftsjuristin by Abschluss, Autorin und Philosophin by heart. Sie ist Gründerin des Magazins Groschenphilosophin - das erste Mag zur politischen und psychosozialen Dimension von Social Media, Spätkapitalismus und Popkultur.